Guiding Principles of any Psychoanalytic Act nach Eric Laurent

(At the WAP Congress in Comandatuba in 2004 the Delegate General presented a „Declaration of Principles“ to the General Assembly. This Declaration has subsequently been carefully studied in the different Schools. The Councils have communicated the outcomes of their studies, observations and remarks. Subsequent to this work we now present, to the Assembly, this „Guiding principles for any psychoanalytic act“ which we ask you to adopt).

adaptieren; auch = etwas an andere Gegebenheiten anpassen.

Der psychoanalytische Akt (S. 8ff): in etwa so, … und Pawlov hat mit seiner kleinen Klingel für seinen Köter ein ganzes Universum vorbereitet, der/dem sich dieser – mit seinem Sabbern -vollkommen ausgesetzt findet.

Zwischen diesem Außen (R1) und diesem Außen (R2) spielt sich unsere Wirklichkeit ab, unsere Phantasien, Ängste und Hoffnungen, unsere Hypothesen, Repräsentationen, Emotionen und unser unerschütterlichsten Überzeugungen.

Kann der Gedankte eines lacanianischen Aktes mit dem Tango verbunden werden – gewagt!“?

Kann man sich in dem Vater, als stets abweichender Version des universellen, großen Anderen, und dem, was er für uns vorbereitet hat, dem, was uns zum Erklingen bringt, wiederfinden, ohne, dass erst die nachträgliche, innere Vorstellung uns repräsentiert, was zuvor bereits anklingend präsent war, sondern in uns das Präsente da draußen aufleuchten lässt, dem gegenüber wir uns aus(sen)-gesetzt finden – acephal, jedoch insistierend.

  • Naja – kurz gesagt – kommen wir mal dazu, uns als getanzt zu werden zu erleben?

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First principle: Psychoanalysis is a practice of speech. It involves two partners, the analyst and the analysand, brought together in a single psychoanalytic session. The analysand speaks about what brings him there, his suffering, his symptom. This symptom is hooked into the materiality of the unconscious, made out of things that have been said to the subject, that have hurt him, and things that are impossible to say and cause him suffering. An analyst will punctuate the words of the analysand and enable him to weave the thread of his unconscious. The powers of language and the truth effects that it enables, what is called interpretation, is the actual power of the unconscious. Interpretation is apparent on both sides, analysand and analyst. They do not both have the same relation to the unconscious, however, since one has already carried this experience through to the end whereas the other has not.

Erster Grundsatz: Die Psychoanalyse ist eine Praxis des Sprechens. Sie besteht aus zwei Partnern, dem Analytiker und dem Analysanden, die in einer einzigen psychoanalytischen Sitzung zusammenkommen. Der Analysand spricht über das, was ihn dort hinführt, sein Leiden, sein Symptom. Dieses Symptom ist in der Materialität des Unbewussten verankert, das aus Dingen besteht, die dem Subjekt gesagt wurden, die es verletzt haben, und aus Dingen, die es nicht aussprechen kann und die ihm Leiden bereiten. Der Analytiker unterstreicht die Worte des Analysanden und ermöglicht ihm, den Faden seines Unbewussten zu weben. Die Macht der Sprache und die Wahrheitseffekte, die sie ermöglicht, was als Interpretation bezeichnet wird, ist die eigentliche Macht des Unbewussten. Die Interpretation zeigt sich auf beiden Seiten, beim Analysanden und beim Analytiker. Sie haben aber nicht beide das gleiche Verhältnis zum Unbewussten, denn der eine hat diese Erfahrung bereits zu Ende geführt, der andere nicht.

  • Wenn das Sprechen die Schritte sind, die Partner/Tanguer ihre Position, ihr Prestige, ihre Vor-Stellungen weglassen, die Sitzung aus einer Tanda bestehend, die Pasos symptomatisch für beide sind, aus ihren Körpern/Leibern kommend, und die jeweiligen Interpretationen des Schrittes ohne ein gewusstes Wissen erfolgen und keiner für sich in Anspruch nimmt, die Erfahrung bereits gemacht zu haben, dann passt´s.
  • Selbst wenn der eine Tanguer mit dem Tango erst beginnt und der andere Tanguer weit fortgeschritten ist, die Erfahrung des psychoanalytischen Aktes/der Tanda korreliert damit nicht!

Second principle: A psychoanalytic session is the place in which the most stable identifications by which a subject is attached can come undone. A psychoanalyst will authorize this distance from one’s customs, norms, and rules to which analysands constrains themselves outside of sessions. He will authorize a radical questioning of the foundations of each one’s identity. He is able to temper the radical nature of this questioning by taking into account the clinical specificity of each subject who addresses himself to him. He takes nothing else into account. This is what defines the specificity of a psychoanalyst’s place when he upholds this questioning, opening and enigma in any subject who has sought him out. He therefore does not identify with any of the roles that his interlocutor wants to make him take on, nor with any place of mastery or ideal that already exists in civilization. In a sense, an analyst is one who cannot be assigned to any other place than the place where desire is in question. 

Zweiter Grundsatz: Die psychoanalytische Sitzung ist der Ort, an dem die stabilsten Identifikationen, an die ein Subjekt gebunden ist, aufgelöst werden können. Der Psychoanalytiker wird diese Distanz zu den eigenen Gewohnheiten, Normen und Regeln zulassen, an die sich der Analysand außerhalb der Sitzung bindet. Er wird eine radikale Infragestellung der Grundlagen der eigenen Identität zulassen. Er ist in der Lage, die Radikalität dieser Infragestellung zu mildern, indem er die klinische Besonderheit jedes Subjekts, das sich an ihn wendet, berücksichtigt. Er berücksichtigt nichts anderes. Das ist es, was die Besonderheit des Platzes des Psychoanalytikers ausmacht, wenn er in jedem Subjekt, das sich an ihn wendet, diese Befragung, Öffnung und Rätselhaftigkeit aufrechterhält. Er identifiziert sich daher weder mit einer der Rollen, die sein Gesprächspartner ihm aufzwingen will, noch mit einem Platz der Beherrschung oder einem Ideal, das in der Zivilisation bereits existiert. In gewissem Sinne ist ein Analytiker jemand, der keinem anderen Ort zugeordnet werden kann als dem Ort, an dem das Begehren stattfindet.

  • Die Tanda(s) sind der Ort innerhalb der Milonga-Etikette, der alles Prestigehafte bis hin zum Gender(n) auflöst – so es gelingt, diese Distanz zu halten, zu dem, worauf wir unser Prestige bauen. Tango in Distanz – nicht zum anderen Tanguer – aber zum So- oder So-Sein müssen. Bis dahin, dass ein Paso seine Richtigkeit verliert, und stets anders, rätselhaft oder neu, das Außerhalb einer vorgegebenen Kette, einer Erwartungshaltung, eines Eingeübten wird.
  • und ja, exakt: In gewissem Sinne ist ein Analytiker Tanguer jemand, der keinem anderen Ort zugeordnet werden kann als dem Ort, an dem das Begehren stattfindet.

Third principle: An analysand will address an analyst. He will attribute sentiments, beliefs, and expectations as a reaction to what he says, and he wishes to act upon the beliefs and expectations that he anticipates. The deciphering of meaning in the exchanges between analysand and analyst is not the only thing at stake. There is also the speaker’s intention. It is a matter of recuperating something lost from the interlocutor. This recuperation of an object is the key to the Freudian myth of the drive. It founds the transference that binds the two partners together. Lacan’s formula that the subject receives his own message from the Other in inverted form includes both the deciphering and the wish to act upon whom it is that one is addressing. Ultimately, when an analysand speaks he wishes, beyond the meaning of what he says, to reach the partner of his expectations, beliefs and desires in the Other. He aims at the partner of his fantasy. A psychoanalyst, enlightened by analytic experience about the nature of his own fantasy, takes this into account. He restrains from acting in the name of this fantasy.

Dritter Grundsatz: Ein Analysand wird sich an einen Analytiker wenden. Er wird Gefühle, Überzeugungen und Erwartungen als Reaktion auf das, was er sagt, zuschreiben, und er möchte nach den Überzeugungen und Erwartungen, die er vorwegnimmt, handeln. Beim Austausch zwischen Analysand und Analytiker geht es nicht nur um die Entschlüsselung der Bedeutung. Es geht auch um die Intention des Sprechers. Es geht darum, dem Gesprächspartner etwas Verlorenes zurückzugeben. Diese Wiedererlangung eines Objekts ist der Schlüssel zum Freudschen Mythos des Triebes. Sie begründet die Übertragung, die die beiden Partner aneinander bindet. Lacans Formel, dass das Subjekt seine eigene Botschaft vom Anderen in umgekehrter Form empfängt, schließt sowohl die Entschlüsselung als auch den Wunsch ein, auf denjenigen einzuwirken, den man anspricht. Wenn ein Analysand spricht, möchte er letztlich über den Sinn des Gesagten hinaus den Partner seiner Erwartungen, Überzeugungen und Wünsche im Anderen erreichen. Er zielt auf den Partner seiner Phantasie. Ein Psychoanalytiker, der durch die analytische Erfahrung über die Natur seiner eigenen Phantasie aufgeklärt ist, berücksichtigt dies. Er hält sich zurück, im Namen dieser Phantasie zu handeln.

  • Ein Tanguer wird sich an einen Tanguer wenden – der Cabeceo – bitte nicht anquatschen!
  • Die Intention des Paso? – samt vermeintlichen Einschreibungen und Voraussichten, die so rätselhafte, unergründlich (un = Un-bewusst, ergo: gründlich unbewusst) verloren (dem Denken) im Anderen liegend – es ist ein Verlust.
  • Und jedesmal, wenn’s dann doch geht – stellt sich ein Zurückgegeben ein – ein passt!
  • Diese pass-t Zufallsmomente – sehr lange, richtig lange dauernd – bis zur Pass-Haltung -, dieser Übergang von „keine Ahnung, was du da sagst (tust, tanzt)“ oder „ich weiß doch“, „klar, es kann nur diese Figur sein“ zu „keine Ahnung, was da spricht … aus/in mir als Re-Aktion kommt“, „Huch, es konnte nur diese Figur sein“ wird zu einem Durchgang; etwas kommt, steigt in einem auf, umkreist, dreht, bewegt sich in Kopf, Herz und Fuß, versiegt und verschwindet, macht Platz.
  • Und im Umkreis(en), da ist etwas vom Anderen gefühlt, da taucht der Paso des Anderen auf, kein Paso des vorausgesetzten Anspruchs (m-Diskurs), des erratenen Wissens (u-Diskur) oder des Erratenen, des erhaschten Treffers (h-Diskurs), ein Paso, der in Ruhe gelassen sein kann (a-Diskurs), schlicht als der Paso, aber eben schlich als derjenige, unzweifelhaft und kein anderer ist – nur die umgekehrte Form (m)eines Paso, eben (s)eines – eben leibhaftig.
  • Das Empfinden einer gemeinsam gelebten Erfahrung ver-bindet Körper und Körper und schafft leibhaftige Nähe, die beide in sich tragen, sie sich überträgt und dabei weit über jeden Paso geht.
  • Doch wehe diese Erfahrung geht in ein „ich Tanze“, „das ist schön“, „wie wunderbare“, „das tut und so gut“ über, in irgendeine Form mit der das Präsente beschrieben wird – schwupps isse wech!
  • Klar – das präsente leibliche Paso-Körpergefühl kann in eine Betrachtung münden, ein Leibgefühl, doch wird diese Re-Reäsentation nicht mit Worten belegt (bis hin zu: „Ich denke, das du denkst, dass ich denke, dass du denkst!?) und wird nicht länger „safe from harm“.

Fifth principle: There is no standard treatment, no general procedure by which psychoanalytic treatment is governed. Freud used the metaphor of chess to indicate that there were only rules and typical moves at the beginning and the end of a game. To be sure, since Freud the algorithms that have made it possible to formalize chess have grown in power. When connected to the calculating power of a computer they make it possible for a machine to beat a human player. This does not change the fact that, contrary to chess, psychoanalysis cannot be presented in the form of an algorithm. We can see this in Freud himself who transmitted psychoanalysis with the help of particular cases: the Rat Man, Dora, Little Hans, etc. With the Wolf Man the case history entered a crisis. Freud was no longer able to contain the complexity of the processes unfolding within the unity of a case. Far from being able to be reduced to a technical procedure, the experience of a psychoanalysis has only one regularity: that of the originality of a scenario through which all subjective singularity emerges. Psychoanalysis is therefore not a technique but a discourse which encourages each person to produce his singularity, his exception.

Fünfter Grundsatz: Es gibt keine Standardbehandlung, kein allgemeines Verfahren, nach dem die psychoanalytische Behandlung abläuft. Freud benutzte die Metapher des Schachspiels, um darauf hinzuweisen, dass es nur Regeln und typische Züge am Anfang und am Ende eines Spiels gibt. Allerdings sind seit Freud die Algorithmen, die eine Formalisierung des Schachspiels ermöglichen, immer mächtiger geworden. In Verbindung mit der Rechenleistung eines Computers machen sie es möglich, dass eine Maschine einen menschlichen Spieler schlagen kann. Das ändert nichts an der Tatsache, dass die Psychoanalyse im Gegensatz zum Schach nicht in Form eines Algorithmus dargestellt werden kann. Das zeigt sich schon bei Freud selbst, der die Psychoanalyse anhand von Einzelfällen vermittelte: der Rattenmann, Dora, der kleine Hans, usw. Mit dem Wolfsmenschen geriet die Fallgeschichte in eine Krise. Freud war nicht mehr in der Lage, die Komplexität der Prozesse, die sich in der Einheit eines Falles entfalten, zu erfassen. Weit davon entfernt, auf ein technisches Verfahren reduziert werden zu können, hat die Erfahrung einer Psychoanalyse nur eine einzige Regelmäßigkeit: die der Originalität eines Szenarios, durch das alle subjektive Einzigartigkeit zum Vorschein kommt. Die Psychoanalyse ist also keine Technik, sondern ein Diskurs, der jeden Menschen dazu ermutigt, seine Einzigartigkeit, seine Ausnahme hervorzubringen.

  • Klar gibt es den Standardtango, wie es auch manualiserte Therapieformen gibt, die Industrieproduktion und die globalen Gesundheitsstrategien, letztlich zur Aufrechterhaltung der „human ressources“ und unseres Wohlstandes – schließlich will jeder Mitteleuropäer mindestens zwei Mal im Jahr in Urlaub fahren!
  • Und sicher – der Tango als leibhaftiger ist nicht standardisierbar – klar, aber er will auch nicht in einem „kleinen Tod“ enden, eher in einem langsamen wiederholten sterben, wischen Cabaceo und Cortina, in jeder der drei bis vier Stücke einer Tanda.
  • Und zwar, ein jeder so gut er kann – mit dem sicheren Vorteil, es zu überleben.
  • Und am Ende bringen Tanguer und Tanguer ihre Einzigartigkeit in den Tango und darin auch ihre geteilte Ausnahmestellung.

Sixth principle: The duration of a treatment and the unfolding of sessions cannot be standardized. The duration of Freud’s treatments varied. There were treatments that lasted a single session, as in the psychoanalysis of Gustav Mahler. There were also analyses that lasted four months, as in the case of Little Hans, a year as in the Rat Man, several years as in the Wolf Man. Since then the variation and the diversification have not stopped growing. Moreover, the application of psychoanalysis outside the consulting room in mental health settings has contributed to the variation in the duration of psychoanalytic treatment. The variety of clinical cases and the variations in the age at which psychoanalysis has been applied make it possible to consider that the duration of an analysis is now, at best, defined as „tailor made.“ An analysis continues to the point where the analysand is sufficiently satisfied with what he has experienced to end his analysis. The aim is not the application of a norm but an agreement on the part of the subject with himself. 

Sechster Grundsatz: Die Dauer einer Behandlung und der Ablauf der Sitzungen sind nicht standardisierbar. Die Dauer von Freuds Behandlungen variierte. Es gab Behandlungen, die eine einzige Sitzung dauerten, wie bei der Psychoanalyse von Gustav Mahler. Es gab auch Analysen, die vier Monate dauerten, wie im Fall des Kleinen Hans, ein Jahr wie beim Rattenmann, mehrere Jahre wie beim Wolfsmann. Seitdem haben die Variation und die Diversifizierung nicht aufgehört zu wachsen. Darüber hinaus hat die Anwendung der Psychoanalyse außerhalb des Sprechzimmers in psychiatrischen Einrichtungen zur Variation der Dauer der psychoanalytischen Behandlung beigetragen. Die Vielfalt der klinischen Fälle und die Unterschiede im Alter, in dem die Psychoanalyse angewandt wird, lassen die Auffassung zu, dass die Dauer einer Analyse heute bestenfalls als „maßgeschneidert“ definiert werden kann. Eine Analyse dauert bis zu dem Punkt, an dem der Analysand mit dem, was er erfahren hat, ausreichend zufrieden ist, um seine Analyse zu beenden. Das Ziel ist nicht die Anwendung einer Norm, sondern eine Übereinstimmung des Subjekts mit sich selbst.

  • Und in den Tango kommen Viele, nur wenige bleiben.
  • In die Tanda fügen sich die meisten Paare ein, nur die wenigsten verschwinden darin (unabhängig von Niveau)
  • Ja – diejenigen die bleiben, bleiben ihr Leben.
  • Kommt der Punkt, an dem man mit dem Tango ausreichend zufrieden ist, um ihn zu beenden – klar nicht, nein. Jedoch – kommt man zur Zufriedenheit, so wird man auch zufrieden mit einer Art Tango

Seventh principle: Psychoanalysis cannot decide what is aims are in terms of an adaptation of a subject’s singularity to any norms, rules, determinations, or standards of reality. Psychoanalysis has above all discovered any subject’s impotence to achieve full sexual satisfaction. This impotence is designated by the term „castration.“ Further, psychoanalysis, with Lacan, has formulated that it is impossible for there to be any norm in the relation between the sexes. If there is no satisfaction and if there is no norm, it is up to each person to invent a particular solution, one that builds on his symptom. Each person’s solution can be more or less typical, more or less established upon tradition and common rules. It may on the contrary wish to draw upon rupture or a particular clandestinity. It remains no less true that, at bottom, the relation between the sexes has no one solution „for all.“ In this sense, this relation remains marked with the seal of the incurable, and there will always be something that fails. In speaking beings, sex stems from the „not all.“

Siebter Grundsatz: Die Psychoanalyse kann nicht entscheiden, was ihre Ziele im Sinne einer Anpassung der Singularität eines Subjekts an irgendwelche Normen, Regeln, Bestimmungen oder Standards der Realität sind. Die Psychoanalyse hat vor allem die Ohnmacht eines jeden Subjekts entdeckt, volle sexuelle Befriedigung zu erreichen. Diese Ohnmacht wird mit dem Begriff „Kastration“ bezeichnet. Darüber hinaus hat die Psychoanalyse mit Lacan formuliert, dass es in der Beziehung zwischen den Geschlechtern keine Norm geben kann. Wenn es keine Befriedigung und keine Norm gibt, bleibt es jedem Menschen überlassen, eine eigene Lösung zu finden, die auf seinem Symptom aufbaut. Die Lösung jeder Person kann mehr oder weniger typisch sein, mehr oder weniger auf Tradition und gemeinsamen Regeln beruhen. Sie kann im Gegenteil auf einen Bruch oder eine besondere Klandestinität abzielen. Nicht weniger wahr ist, dass es für die Beziehung zwischen den Geschlechtern im Grunde keine Lösung „für alle“ gibt. In diesem Sinne bleibt diese Beziehung mit dem Siegel des Unheilbaren versehen, und es wird immer etwas geben, das scheitert. Im sprechenden Wesen entspringt der Sex dem „nicht alle“.

  • Tango ist eben ein „Wider der Anpassung der Singularität eines Subjektes an irgendeine Norm“.
  • Kastration – ohje – Nachlassen, Trennung vom Anspruch des Anderen, ein vorgegebenen Figuren, den Erwartungen an das vermeintlich Schöne, Gute und Wahre des Tango, dem Begehren des Anderen und nach dem Anderen.
  • Die Lösung liegt darin, zu einem eigenen Tango zu finden, einem, der ich den Anderen n nicht erschließt, je selbst einem selbst unheimlich sein kann, und dann eine Passung mit dem, was sich da draußen zeigt – wieder und immer wieder..
  • Wenn und da es kein vorgefasstes Verhältnis zwischen den Geschlechtern gibt, dann bleibt einem nur ein eigenes Begehren und Geniessen übrig – eines, dass nicht alle Teilen, so, wie es auch nicht geht, mit alle den Tango zum Begehen – Die Norm ist, dass es keine Norm gibt, und selbst das kann nicht sein.

Eighth principle: Analytic training cannot be reduced to the norms of university training or of the evaluation of what has been acquired in practice. Analytic training, ever since it was established as a discourse, rests on three legs: seminars of theoretical training (para-academic); the psychoanalyst in training’s undertaking a psychoanalysis to its endpoint (from which flow the training effects); the pragmatic transmission of practice in supervision (conversations between peers about practice). Freud at one stage believed that it was possible to determine an a psychoanalytic identity. The very success of psychoanalysis, its internationalization, the multiple generations that have followed one another for over a century have shown how illusory this definition of a psychoanalytic identity is. The definition of a psychoanalyst includes the variation in this identity. It is this variation itself. The definition of a psychoanalysis is not an ideal, it includes the history of psychoanalysis itself, and of what has been called psychoanalysis in the context of distinct discourses. 

Achter Grundsatz: Die analytische Ausbildung kann nicht auf die Normen der universitären Ausbildung oder der Bewertung des in der Praxis erworbenen Wissens reduziert werden. Die analytische Ausbildung steht seit ihrer Etablierung als Diskurs auf drei Beinen: Seminare zur theoretischen Ausbildung (para-akademisch); die Durchführung einer Psychoanalyse durch den Psychoanalytiker in Ausbildung bis zu ihrem Endpunkt (von dem aus sich die Ausbildungseffekte ergeben); die pragmatische Weitergabe der Praxis in der Supervision (Gespräche zwischen Gleichgesinnten über die Praxis). Freud glaubte einst, dass es möglich sei, eine psychoanalytische Identität zu bestimmen. Der Erfolg der Psychoanalyse, ihre Internationalisierung, die vielen Generationen, die seit über einem Jahrhundert aufeinander folgen, haben gezeigt, wie illusorisch diese Definition einer psychoanalytischen Identität ist. Die Definition des Psychoanalytikers beinhaltet die Variation dieser Identität. Sie ist diese Variation selbst. Die Definition einer Psychoanalyse ist kein Ideal, sie umfasst die Geschichte der Psychoanalyse selbst und dessen, was im Kontext verschiedener Diskurse als Psychoanalyse bezeichnet wurde.

  • Der Paso wird erlernt, ist aber reine Praxis – lernen, üben, (um zu) vergessen, tanzen.
  • Es gibt nicht die Tangoschule, die Tangolehrer, die Figur, den Paso – auch wenn es Eitelkeiten gibt, die das DIE suchen und vor-leben.
  • jeder Tanguer ist eine Variante ohne Medien oder Mittelwert, nicht adierbar – eher von allem substrahiert.
  • Ja, gewiss, das Tango lebt und schreibt (s)eine Geschichte, der gegenüber er völlig gleichgültig ist – stets anders – revolutionär (und ja, nicht für jeden, der Tango tanzt)

The Psychoanalyst: The title of psychoanalyst includes contradictory components. It requires an academic, university or equivalent, training, deriving from the general conferring of degrees. It requires a clinical experience that is transmitted in its particularity under the supervision of peers. It requires the radically singular experience of a psychoanalysis. The levels of the general, the particular and the singular are heterogeneous. The history of the psychoanalytic movement is a history of disagreements over and interpretations of this heterogeneity. It forms a part of this Great Conversation of psychoanalysis which makes it possible to state who is a psychoanalyst. This stating is brought about through procedures in communities that are psychoanalytic institutions. A psychoanalyst is never alone, he depends, as does a joke, on an Other who recognizes him. This Other cannot be reduced to a normative, authoritative, regulatory, standardised Other. A psychoanalyst is one who affirms that he has obtained from the psychoanalytic experience what he could have hoped for from it and therefore that he has crossed over a „pass,“ as Lacan called it. Here he testifies to having crossed over his impasses. The interlocution by which he wishes to obtain an agreement over this crossing over occurs in institutional settings. More profoundly, it is inscribed within the Great Conversation between psychoanalysis and civilization. A psychoanalyst is not autistic. He does not fail to address himself to the benevolent interlocutor, enlightened opinion, which he wishes to move and to reach out to, in favour of the cause of psychoanalysis.

Der Psychoanalytiker: Der Titel des Psychoanalytikers enthält widersprüchliche Komponenten. Er setzt eine akademische, universitäre oder gleichwertige Ausbildung voraus, die sich aus der allgemeinen Verleihung von Titeln ergibt. Er erfordert eine klinische Erfahrung, die in ihrer Besonderheit unter der Aufsicht von Gleichgesinnten vermittelt wird. Sie erfordert die radikal singuläre Erfahrung einer Psychoanalyse. Die Ebenen des Allgemeinen, des Besonderen und des Singulären sind heterogen. Die Geschichte der psychoanalytischen Bewegung ist eine Geschichte der Auseinandersetzungen und Interpretationen dieser Heterogenität. Sie ist Teil dieser Großen Konversation der Psychoanalyse, die es ermöglicht, zu sagen, wer Psychoanalytiker ist. Diese Feststellung wird durch Verfahren in Gemeinschaften, die psychoanalytische Institutionen sind, herbeigeführt. Ein Psychoanalytiker ist nie allein, er ist, wie ein Witz, auf einen Anderen angewiesen, der ihn anerkennt. Dieser Andere kann nicht auf einen normativen, autoritativen, regulierenden, standardisierten Anderen reduziert werden. Ein Psychoanalytiker ist einer, der bekräftigt, dass er von der psychoanalytischen Erfahrung das erhalten hat, was er sich von ihr erhoffen konnte, und dass er daher einen „Pass“, wie Lacan es nannte, überschritten hat. Hier bezeugt er, seine Sackgassen überwunden zu haben. Das Gespräch, mit dem er eine Übereinkunft über diese Überschreitung erzielen will, findet im institutionellen Rahmen statt. Tiefergehend ist sie in das Große Gespräch zwischen Psychoanalyse und Zivilisation eingeschrieben. Ein Psychoanalytiker ist nicht autistisch. Er unterlässt es nicht, sich an den wohlwollenden Gesprächspartner, die aufgeklärte Meinung, zu wenden, die er zugunsten der Sache der Psychoanalyse bewegen und erreichen möchte.

  • Ja, der Tanguer benötigt eine Ausbildung – selbst nach Jahren kann der paso básico (Grundschritt) verbessert werden.
  • Und auch wenn es die Gruppe gibt, die den begangenen Tango betrachtet – er bleibt eine radikal singuläre Erfahrung – besser, er wird dazu – noch besser, er muss dazu werden, bevor man zu engem Tanguer wird, in ein Tanguer sein hinüber fällt.
  • Vom Allgemeinen zu einem Besonderen zu einem Singulären – jeder auf eine Weise, in einem Pace, seinem Weg.
  • Und kein Tanguer ist ein Psychoanalytiker – never ever -. Es gibt keine Tangfuer-Grjuppe, zu der man sich gehörig zählen könnte. Ein Tanguer ist eine stete Aphanisis, ein Subjekt im Verschwinden, ein Extimacy, the center of the subject (Tanguer) is outside, ex-centric.
  • Ja, er kann auf dem Weg zum Analytiker die Pass erfahren, also Tanguer sucht er, sich in dieser Erfahrung zu befinden.
  • Es gibt keinen Zeugen für diese Erfahrung, es gibt aber das Leibgefühl mit dem Anderen (03.01.2022, Versuch über die Leibhaftigkeit des Tango) – und davon ist etwas bereits im Leuchte unten der Augen nach einer Tanda und im shiver währenddessen.

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Quelle: Laurent, E. The Pass And The Guarantee In The School The Ends of Psychoanalysis and the Procedure of the Pass, https://www.iclo-nls.org/_files/ugd/add8ea_8237242412854955b 6806406c7735f5e.pdf; Min, K. E., Liu, P. J., & Kim, S. (2018). Sharing Extraordinary Experiences Fosters Feelings of Closeness. Personality and Social Psychology Bulletin44(1), 107–121.