Bill Scott-Heron (We almost lost Detroit)
Den Tango argentinisicher Prägung und die Psychoanalyse lacanianischer Prägung verbinden ihre Ambiguitäten.
Ambiguität, das Vage, scheint inzwischen „als die einzige Kraft, die imstande ist, das destruktive und genozidale Potential der Moderne einzuschränken und zu entschärfen“ (Baumann, Zygmunt).
aus: Bauer, T. (2020). Die Vereindeutung der Welt. Über den Verlust an Mehrdeutigkeit und Vielfalt. Stuttgart: Reclam; Bauman, Z. (1995). Moderne und Ambivalenz. Das Ende der Eindeutigkeit. Frankfurt/M.: Fischer Taschenbuch Verlag.
- Ambiguität (von lateinisch ambo ‚beide‘; ambiguus ‚doppeldeutig‘, ‚mehrdeutig‘, ‚uneindeutig‘), spricht man, wenn ein Zeichen (in Signifikant) mehrere Bedeutungen hat.
- Amphibolie (von altgriechisch ἀμφιβολία ‚Zweifel‘, ‚Zweideutigkeit‘, ‚Doppelsinn‘)
- Zweifel (mittelhochdeutsch zwîvel, althochdeutsch zwîval aus germanisch twîfla, „doppelt, gespalten, zweifach, zwiefältig) ist ein Zustand der Unentschiedenheit zwischen mehreren möglichen Annahmen, da entgegengesetzte oder unzureichende Gründe zu keinem sicheren Urteil oder einer Entscheidung führen können.
- Skepsis (griech. sképsis = Betrachtung; Bedenken, zu: sképtesthai = schauen, spähen, betrachten) bezeichnet dagegen Bedenken durch kritisches Zweifeln.
- Ambivalenz (lateinisch ambo „beide“ und valere „gelten“) bezeichnet einen Zustand psychischer Zerrissenheit. Dabei bestehen in einer Person sich widersprechende Wünsche, Gefühle und Gedanken gleichzeitig nebeneinander und führen zu inneren Spannungen.
(Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Zweifel#cite_note-1; https://de.wikipedia.org/wiki/Mehrdeutigkeit; Berndt, F. & Kammer, S. (2009). Amphibolie – Ambiguität – Ambivalenz. Würzburg: Königshausen & Neumann)
Ambiguitäten im Tango
Cabeceo: Der „Cabeceo“ ist die gegenseitige Einladung und Aufforderung zum Tanzen mittels Augenkontakt. Er besteht aus der:
- Mirada – dem Blickkontakt – wobei sich eine Tanguera einen oder mehrere Tangueros aussucht und versucht Augenkontakt mit diesen herzustellen, und dem
- Cabeceo – der eigentlichen Aufforderung durch leichtes Nicken.
Für viele Tänzer-/Innen die schönste, eleganteste und rücksichtsvollste Form der Aufforderung.
(Quellen: https://tango-dj.at/dancing/cabeceo_de.htm; https://www.mi-tango.de/musikauswahl/tangolexikon/)
Ambiguität: Der doppel-, mehrdeutige Blick des Anderen/im Anderen
„Ihr Blickkontakt ist auffordernd und abweisend zugleich!“; „Jetzt hat sie genickt …., ne, doch nicht …, oder doch?“; „Kommt er auf mich zu?“; „Sie hat dich gemeint!“-„Nein, sicher nicht!“-„Doch, glaub mir – sieh doch!“
Amphibolie(Zweifel & Skepsis): Die doppelte, gespaltene Deutung in mir/dir
„Wenn ich ihn jetzt zu lange und direkt ansehe, dann meint er noch ich hätte hier zu wenig Tanzpartner und würde nur auf ihn warten!“; „Ach der, schau ihn dir doch an, der steht hier immer so rum und tut so, als ob er sich langweilt“ … „nee, meinst du wirklich, für mich sieht er eher so aus, als ob er sich genau ansieht, wie die Paare so tanzen!“; „Sie kann doch nicht mich meinen?“; „Sieh ihn dir doch an, wie der sich hier umsieht, das hat was Arrogantes!“
Ambivalenz: Das sowohl als auch ohne Konsequenzen
„Will sie nun mit mir tanzen oder will sie nicht?“; „Wenn du ihr nicht in die Augen siehst und nicht zustimmend nickst, dann passiert hier gar nichts, du musst dich schon entscheiden, Alter!“; „Warum ist sie denn überhaupt hier, wenn sie gar keinen ansieht und sich gar nicht auffordern lässt?“; „Mit ihm zu tanzen, dass wäre perfekt, aber dazu bin ich zu schlecht. … ohje, er kann doch nicht wirklich mich meinen?“; „Du musst sie schon auffordern, sonst wird das nie was werden!“
Jede Tangoregel schafft ihre Übertretung, einen Fehler, eine Peinlichkeit – Ambiguität
Los códigos en la milonga – Tangoregeln / Tangoetikette
- Cabeceo: einvernehmliches Kopfnicken … und dann
- der Tanguero geht auf die Tanguera zu
- sie kann ihm entgegen kommen
- zur Tanzfläche erst nach Augenkontakt mit dem herannahenden Tanzpaar
- Tanz entgegen des Uhrzeigersinns
- kein Schritt gegen die Tanzrichtung
- Abstand zum vorderen und hinteren Tanzpaar
- kein Aufhalten des Tanzflusses
- Tanzspurtreue
- kein Lücken füllender Tangostil
- nur links überholen, und nur wenn nicht vermeidbar
- nicht drängeln
- bei Kontakt oder Zusammenstoß zweier Tanzpaare entschuldigen sich stets beide
- kein ausladender Tangostil auf Milongas mit vielen Paaren
- der Tanguero bringt die Tanguera zum ihrem Platz
- alles Gehen erfolgt am Rand der Tanzfläche
(Quelle: https://www.tango-dj.at/dancing/codigos.htm)
Ambiguität: Das grundlegende Regelwerk besteht aus geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen, eindeutig formuliert und doch offen für Interpretation, Miss- und Fehltritte.
Sicher gedacht, um ein geordnetes Miteinander erst zu ermöglichen, sicher aber auch Grundlage für Interpretationen, doppel-, mehrdeutige Auslegungen und sicher auch Grundlage einer Etikette, die, zur Tango-Norm erhoben, soziale Auf- und Abwertung, Ausgrenzung erlaubt oder der Erhöhung des eigenen Gruppen-Egos (die Tango-Elitären) dient.
Die Etikette (von französisch étiquette), auch Benimmregeln genannt, ist ein Verhaltensregelwerk, welches sich auf zeitgenössische traditionelle Normen beruft und das die Erwartungen an das Sozialverhalten innerhalb gewisser sozialer Kreise beschreibt (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Etikette).
Amphibolie (Zweifel & Skepsis): Die „vernünftige“ Kritik, die Auslegung der Tangoregeln rationalisiert für Viele ihre Verstöße gegen die Etikette, kann aber auch Grundlage der Modernisierung der Milonga sein.
Zumeist aber sind persönliche Auslegungen zur richtigen Milonga-Etikette nur störend, nicht nur, da sie das Miteinander so behindern können, das tanzende Paare nicht zu ihrem „Geist ihres Tangos“ kommen, sondern vor allem, weil die Kritik oftmals in einer zynischen Skepsis steckenbleibt – wenig konstruktiv!
„Suspendiert eure Kritik auf der Piste!“ – hörte man sagen.
Ambivalenz: Der „innere“ Widerstand gegen oder die inneren Konflikte mit den Regeln, Gesetzen und der Etikette des Tangos.
Tangotänzer sind neurotisch, leiden unter Narzissmus und Profilneurosen und glauben, Ihnen gehöre die Pista. Oder sie sind depressiv, verweiblicht oder melancholisch, schleichen sich am Rand der Pista entlang, mit Angst, wahrgenommen zu werden. Sie sind aber auch zwanghaft, angepasst, technokratisch und kalt, eben überkorrekt in der Etikette aber distanziert im Kontakt. Und schließlich die Ängstlich-Verunsicherten, die vor lauter Sorgen und Zweifeln kaum in die Bewegung kommen. Ach ja, und die modernen expressiv-perfektionistischen Körperbildfanatiker*innen, die sich – jedenfalls gefühlt – allein und solipsistisch auf ihrer Bühne bewegen.
Alles richtig – na und?
Tango ist eben ein Symptom; und es gilt „Liebe dein Symptom wie dich selbst“.
(Quellen: Betz K. (2013). Tango fatal – Geschichten vom Tanz der Leidenschaft. Unionsverlag, Zürich; https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/wo-die-neurosen-bluehen/1155852.html; Tango Libre: Auf dem rutschigen Parkett des Lebens, https://www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/tango-libre; Guina, H & Murcia, C.O. (2017). Tango in der Psychotherapie. Ernst Reinhardt Verlag; Zizek, S. (1991). Liebe den Symptom wie dich selbst. Jacques Lacans Psychoanalyse und die Medien. Merve Verlag GmbH)
Das Tangolexikon
Mit jeder einzelnen Tango-Definition ist eine Festlegung verbunden und damit die Möglichkeit Tango zu erlernen und ebenso diese Festlegung zu übertreten, als Fehler oder später als Interpretation; ein Weg über die Ambiguität zur Eindeutigkeit bis hin zum eigenen Stil, zum eigenen Geniessen.
Etwa folgende Festlegungen:
- arrastre (Hinter sich herziehen, – schleifen): Ähnlich wie die Barrida, nur dass der Fuss der Partnerin nicht geschoben sondern „gezogen“ wird, z.B. als zurückgenommene Barrida.
- cruzado: gekreuzt; (básico cruzado): Das gekreuzte System, in dem Mann und Frau die selben Beine (also rechts oder links) gleichzeitig setzen.
- cuatro (a): Von der Frau ausgeführtes Überschlagen des Beines (wie im Sitzen, nur, daß sie eben beim Tanze steht, sieht von der Seite aus wie die Zahl 4). Dies kann nur schwer geführt werden und wird von der Frau eher als eigenständige Verzierung ausgeführt.
- disociación: Separieren; das Verdrehen von Ober- und Unterkörper.
- parada: Haltestelle; der Mann stoppt die Frau mit der Umarmung und Fußkontakt und gibt der Frau die Zeit, ihn mit Verzierungen zu verführen. Diese Figur nimmt sich Zeit innerhalb der Musik.
(Quellen: https://www.mi-tango.de/tangolexikon/; http://www.sentimiento.de/Tango/Lexi.htm)
Paso Basico – Der Grundschritt
Das erste, was ein Tangoschüler bei einer Base (beim Grundschritt) und danach bei allen weiteren Tangoschritten lernt, ist, seinen Körper einzuschränken, ihn zu begrenzen und festzulegen.
Mit Lacan könnte man sagen, „The first effect of this on the body is to mortify it.“
Mortifikation (von lat. mors ‚Tod‘ und facere ‚tun‘) bezeichnet eine emotionale Verletzung und Kränkung, eine Abtönung der eignen Begierden und eine Anpassung an soziale Rollen.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Mortifikation)
Der Eintritt in den Tango ist anfänglich weniger eine Erlösung von den Zwängen des Alltags oder von denen des Standardtanzes oder vom Mangel an Freude, als ein Aufgeben des natürlichen Körpersinnes und Körperempfindens und die Unterwerfung des Körpers unter die Gesetze des Grundschrittes, der Base.
Die „Paso basico“ (oder „Base“) besteht aus acht Schritten bzw. Positionen entsprechend den acht Zählzeiten eines Teils des Tangoliedes.
Erster Schritt: Der Führende verlagert sein Körpergewicht auf den linken Fuß, sodass der rechte Fuß unbelastet ist. Der gesamte Körper geht nach hinten während der linke Fuß auf der Stelle bleibt. Der rechte Fuß setzt hinten auf. Das Körpergewicht wird nun nach rechts verlagert. Damit ist dann der linke Fuß unbelastet (dieser Vorgang entspricht einem ganz gewöhnlichen langsamen Schritt rückwärts).
Die Folgende folgt mit ihrem linken Fuß nach vorne und macht die Gewichtsverlagerung ebenfalls mit.
Zweiter Schritt: Der linke (nun unbelastete) Fuß des Führenden wird nach hinten an den anderen Fuß herangeführt, aber nicht abgesetzt, sondern gleich nach links weitergeführt und dann abgesetzt. Der Führende verlagert dabei auch sein Gewicht nach links.
Die Folgende folgt mit ihrem rechten Fuß nach vorne und führt ihn dann nach rechts. Dieser rechte Seitschritt ist etwas kleiner als der Schritt des Führenden, was durch eine kleine Drehung (Torsion) des führenden Oberkörpers nach rechts angezeigt wird (ein wichtiges Detail: wenn es vergessen wird, kann die Folgende nicht erkennen, dass sie den Schritt kleiner machen soll).
Dritter Schritt: Der nun nicht belastete rechte Fuß des Führenden wird an den stehenden Fuß herangezogen, weiter nach vorne geführt und abgesetzt (erst jetzt). Das Körpergewicht lastet nun auf dem rechten Fuß.
Die Folgende zieht ihren linken Fuß an ihren anderen Fuß heran und geht mit ihm nach hinten (inklusive Gewichtsverlagerung).
Vierter Schritt: Jetzt ist der linke Fuß des Führenden unbelastet. Mit diesem macht er einen Schritt nach vorne, ein wenig schräg nach außen. Das wird wiederum begleitet von einer leichten Rechtsrotation des Oberkörpers (wieder die genannte Torsion).
Die Folgende geht mit ihrem rechten Fuß nach hinten. Durch die leichte Torsion des Führenden nach rechts kann sie ihren Fuß „gerade“ nach hinten setzen.
Fünfter Schritt: Der fünfte (rechte) Schritt des Führenden ist klein, aber deutlich. Er stellt ihn direkt neben seinem linken Fuß ab (also eigentlich eine reine Gewichtsverlagerung) und löst dabei die Torsion wieder auf (dreht sich also etwas nach links).
Die Folgende folgt ins „Kreuz“ (das heißt, ihre Füße stehen „verkehrt herum“ nebeneinander: Außenrist an Außenrist, das linke vor dem rechten Knie).
Sechster Schritt: Erst wenn die Folgende ihren Fuß im Kreuz abgesetzt hat kann der Führende den nächsten Vorwärtsschritt machen (mit dem linken Fuß).
Die Folgende löst ihr Kreuz (Cruzada) wieder (resolución) und folgt ihm nach hinten.
Siebter Schritt: Der Führende geht mit dem rechten Fuß nach rechts zur Seite, die Frau folgt.
Achter Schritt: Der Führende schließt mit dem linken Fuß an den rechten Fuß an, die Folgende dementsprechend spiegelverkehrt.
(Quelle: https://de.wikibooks.org/wiki/Tanzen:_Tango_Argentino)
Einerseits strebt es den Tanguer danach, das eigene Tango-Begehren zu befriedigen und so seine Defizite an Lust und spontanen Lebensäußerungen wettzumachen; andererseits muss er lernen, sich zu zügeln, einzuschränken, sich unter die signifikanten Schrittfolgen des Tango einzuordnen, seine Spontaneität gar zu mortifizieren, um nicht vom Raum des Anderen und seinem Tango-Begehren ausgeschlossen zu sein.
Die Tangoschule, die Tangoübungen sind dabei derart intensiv und lang andauernd, dass alle signifikanten Schritte und Figuren des Tango sich in den Körper einschreiben, den Körper markieren, seine Wahrnehmung, sein Empfinden, seine Motorik und auch seine inneren Organe mit Regeln überschreiben, so weit, dass sich das Geniessen auf wenige Orte und Zonen des Körpers zurückzieht und die anderen mortifiziert, d.h. den Regeln und Gesetzen des Tangos gefügig macht
Die Tangoregeln kommen dabei von Aussen, vom Anderen (etwa dem Tangolehrer) und der eigene Körper wird der eins Anderen, bestenfalls „ein Ort des Begehrens des Anderen“.
(Quellen: Lacan, J. (1969-70): Seminar XVII. Die Kehrseite der Psychoanalyse. Hrsg. vom Lacan-Archiv Bregenz 2007; Rytz, J.R. (2009). „Die Sprache ist eine Haut“ Subjektivierung entlang versehrter Körpergrenzen in der Gegenwartsliteratur. Bremen: Dissertation. https://media.suub.uni-bremen.de/bitstream/elib/714/1/00103943-1.pdf; https://lacan-entziffern.de/begehren-des-anderen/das-begehren-ist-das-begehren-des-anderen/)
Die ersten Schritte im Tango sind bespickt mit Orten der Ambiguität, Skepsis und Ambivalenz auf beiden Seiten eines Paares, mit Fehlern, Brüchen und Unsicherheiten, die bis hin zu einem Scheindiskurs des Paares darüber gehen können, wer/was Ursache und wer/was Wirkung ist (als Ursache und Wirkung von Ambiguitäten), wer schuldhafter Täter und wer ohnmächtiges Opfer sei (als Ausdruck innerer Ambivalenzen/Konflikte), sogar bis hin zur Enttäuschung und Trennung der Paare (wie jeder bereits gesehen, erfahren oder erlitten hat).
Doch am vorläufigen Ende funktioniert der Körper, und bringt signifikante, vom Anderen erkenn- und lesbare Schritte hervor – ein erster Hauch steigt auf, am Ort des Geniessens.
Der Tango Schritt – Ort des Geniessens
Al paso que viene solo sobre el corte (Zum Schritt kommt es allein über den Schnitt)
Paso: Schritt
Entrada: Eintreten in den Schritt des Partners.
Corte: Schnitt, eine Zäsur in der Bewegung.
(Quellen: https://www.mi-tango.de/musikauswahl/tangolexikon/; https://you-tango.com/tango-tanzschritte/)
Wollte man den Tango all seiner diversen Schrittabfolgen und Figuren entledigen und ihn auf seine grundlegenden Ablauf reduzieren, sein f(x), so wäre jeder Schritt des Einen mit einem Einschnitt in den möglichen Schritt des Anderen verbunden, und genau an dem Corte, wie klein und umbedeutsam auch immer, an dem Ort der Zäsur zum folgenden Schritt, würde der „Ort des Geniessens im Tango“ sein – und bestenfalls hätte dies nichts mit einer Intention des Führenden und des Folgenden gemein – es wäre nicht bewußt!
Alles andere am Tango wäre eine Verschiebung (Metonymie) und Verdichtung (Metapher) dieses Grundmusters; „nice to have but not essential for jouissance“
(Quellen: https://lacan-entziffern.de/ichideal/herrensignifikant-s1-die-identifizierung-psychoanalyse/; https://lacan-entziffern.de/anderer/metapher-und-metonymie/)
Wollte man den Tanguero oder die Tanguera all des offen-sichtlichen Scheins entledigen und sie auf das reduzieren, was ihn/sie grundlegend repräsentiert, dann wäre es ein Schritt (el Paso), der nach dem Eintritt in den Schritt des Anderen, in diesem zu einer Zäsur führt, die ein Geniessen und einen bedeutsamen/signifikanten neuen Schritt mit sich bringt, also einen Paso, der sich als ein bedeutsamer/signifikanter Schritt erweist, da er nachträglich den ersten Schritt anerkennt.
„Ein Tanguer geniesst am Ort der Zäsur einer Bewegung“ und sobald jemand weiß, dass jemand geniesst, ist das Geniessen verschwunden – den man ist im Wissen.
Übersetzt in die lacanianische Psychoanalyse:
„Ein Signifikant ist das, wodurch für einen anderen Signifikanten das Subjekt repräsentiert wird.“
„Das Genießen ist jenseits der Herrschaft des Signifikanten.“
(Quellen: Lacan s. (2015): Subversion des Subjekts und Dialektik des Begehrens im Freud’schen Unbewussten. In: Schriften. Band II. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien.; https://lacan-entziffern.de/signifikant/ein-signifikant-ist-fuer-einen-anderen-signifikanten-das-subjekt-repraesentiert/; https://lacan-entziffern.de/reales/das-geniessen-des-realen-und-das-reale-des-geniessens/)
Eine Anmerkung noch: Es könnte durchaus so sein, dass die Gesetze und Regeln der Milonga und die Lehre der eindeutigen Schritte und Figuren den spontanen Körper zwar einschränken und mortifizieren, aber erst dadurch einen Ort (el paso y su cesura) für den Genuss am Tango herstellen – einen ambiguen Ort, der so doppel-, mehr- und vieldeutig ist, dass eine Beschreibung versagt und dadurch Geniessen möglich macht
– it is real and it is impossible –