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Erinnere! (Ganz unten)

Ach ja, ich vergaß, wenn es zu einem kurzen, minimalen Schluss kommt, nach, oder mit der Intention, den Paso zu gehen, wenn ein minimaler Moment der Scham aufkommt, denn hat der Andere, gerade wegen des nun schamhaften mS1 die Öffnung, um in diesen, eigenen Sch(r)nitt ($) seinen Schn(r)itt zu setzen!“

  • „… und was kommt dabei heraus?

Der aS1!“

  • „… häää …, wie jetzt?“

  • Wenn ich mich nur in meinem Paso (mS1) entäußern, mich mit diesem offenbaren könnte, (jemandem bisher geheim Gehaltenes oder Unausgesprochenes ent-decken, bekennen)
  • wenn ich sodann nur inne-halten könnte, sehen, dass ich gesehen werde, in/mit diesem Paso,-
  • Wenn ich dann noch sehen könnte, das dieser Tanguer nicht nur sieht, sondern sieht, dass ich ihn mich sehen sehe!

    Dann, … dann hätte der Leib eine Chance
    • Das, was bleibt, wenn das Reflektierende inne hält.

„Dying of Shame“ (psychoanalysis upside down)

Vielleicht zuvor ein repeating summary:

  • Wo ist das Problem – ein Paso ist schlicht und einfach ein Paso!
    • Exakt – das ist er unmittelbar nach seiner Initiation!
  • Ok – er ist nur das, was ich gelernt habe, was ich dann einfach abspule!
    • Stimmt – sofern das abgespulte das Erlernte ist!
  • Ok – er kann variiert werden!
    • Wie das denn?
  • Naja, ich bin halt kreativ!
    • Wie das denn?
  • Das macht mein Hirn, oder so!
    • Wie das denn?
  • Ich komme einfach auf eine Idee!
    • Wo kommt die denn her?
  • Die ist halt in mir?
    • Wo denn? Wie kommt sie da rein.
  • Erlernt eben, gespeichert und abgerufen!
    • Ah – t-o-t-e! Wie ein mechanistisches PC- Modell!
  • Und was ist mit deiner Kreativität?
    • Zufallsgeneriert!

Nun – so oder ähnlich, und auf jeden Fall viel komplexer funktioniert alles, was vor genau diesem Paso ist; diesem, der alle möglichen anderen Pasos ausschließt!

Oder ganz anders, frei assoziiert, eine Geschichte – fantasiert? – sicher – , vom schlichten Dasein (auch des Paso) zum Innehalten (ob des Paso)

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Frei nach Brief 52 (B 52) an Fliess, vom 6.12.1869, p. 185ff, oder Bernstein, N.A. (2020). Jouissance. A lacanian concept. Chapter 4: Deciphering jouissance, p. 145ff).

  • Der Stellenwert der Scham mag sich erst nachdem erschließen.

Du weißt, ich arbeite mit der Annahme, daß unser psychischer Mechanismus durch Aufeinanderschichtung entstanden ist, indem von Zeit zu Zeit das vorhandene Material von Erinnerungsspuren eine Umordnung nach neuen Beziehungen, eine Umschrift erfährt. Das wesentlich Neue an meiner Theorie ist also die Behauptung, daß das Gedächtnis nicht einfach, sondern mehrfach vorhanden ist, in verschiedenen Arten von Zeichen niedergelegt (B52).

  • Ein Paso, so schlicht wie er für uns ist, ist zuvor und in seinem Begehen mehrfach nieder- und umgeschrieben.
    • … und wer dies nicht mag, möge diese Zeilen überspringen.

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… unser seelischer Apparat leistet gerade das, was diese (Brille, Kamera usw.) nicht können; er ist in unbegrenzter Weise aufnahmsfähig für immer neue Wahrnehmungen und schafft doch dauerhafte — wenn auch nicht unveränderliche — Erinnerungsspuren von ihnen.

  • die Wade; das „.. und Eins und Zwei .. und bitte immer im Kreis, ein Fuß vor den anderen … und immer im Takt“; der Schwindel; der Gedankenblitz an das Seilhüpfen; die Wut, als man aus dem Kassenzimmer geschickt wurde; die Blicke der Anderen hier im Kurs; „geradeaus gehen, ich busachte, das kann ich!“; das Becken nach links aussen gedreht; „..der Vertrag, ich muss morgen früher aufstehen ….!“

Niedergeschrieben auf Ebene der Wade, des Gehörten und gesehenen, des Gedachten, des Erinnerten usw.

  • im unzugänglichen Organ, im sprachlosen Bild, in der Intention und dem bewussten Gedanken.
    • Wie viele solcher Niederschriften es gibt, weiß ich nicht. Mindestens drei, wahrscheinlich mehr (B52)

W (Wahrnehmung) sind Neurone, in denen die Wahrnehmungen entstehen, woran sich Bewußtsein knüpft, die aber an sich keine Spur des Geschehens bewahren. Bewußtsein und Gedächtnis schließen sich nämlich aus (B52; also alles, was vor dem sensiblen Homunculus passiert, insofern eine „noch nicht Wahrnehmung“„Ich denke, wo ich nicht bin, also bin ich, wo ich nicht denke“ (Lacan)). 

  • Die Wade, der Schwindel, das Becken, sie leben, gleichgültig ob wir sie bemerken (W) oder eben nicht.
    • „… und wie oft hab ich Dir gesagt, dass du deien Arme viel zu schlaff hälst!“
    • „Merkst du eigentlich nicht, wie du drückst und klammerst!“
    • „Fühlst du auch das Schweben, wenn wir tanzen?“
  • Nun ja, habe ich es benannt, ist es bereits keine Wahrnehmung mehr, sondern nur ihre nachträgliche Bezeichnung!
  • Und auch, wenn ich es bezeichne, bezeichne ich nicht die Wahrnehmung sondern nur dass davon, was mir als Zeichen zugänglich war.
  • Und ebenso, wenn man von Wahrnehmung spricht, ist das wahrgenommene, schon längst ganz wo anders.
    • der Wade kann es nicht gleichgültiger sein, gib wir von ihr sprechen oder nicht, ein Neuron feuert und stellt sich keine Fragen
      • Daher ist ein Schritt, auf Ebene des Momentes des Schrittes, ein Schritt!
        • Und er kann kein Schritt sein, wenn ich sage, es ist ein Schritt, denn dann ist er längst flöten gegangen und ich bin auf der Ebene seiner Präsentation (etwa als Bild im Kopf) oder Repräsentation (etwa als Gedanke, Wort oder Erzählung -. wie dieser hier)

Wz (Wahrnehmungszeichen, heute Sensation, Sinneseindruck) ist die erste Niederschrift der Wahrnehmungen, des Bewußtseins ganz unfähig, nach Gleichzeitigkeitsassoziation gefügt (B52).

(„… that would correspond to the jouissance of being, not linked to the signifiers of the Other“)

  • Nach dem Zucken der Wade – von dem ich schlicht keine Ahnung habe – kommt ein Be-merken – so es bemerkt wird, über die Wahnehmungsschwelle gelangt – als etwas hängengebliebenem – Zucken ist Zeichen – ein erster Ort, wo sich Natur und Kultur überhaupt treffen können – in der Semiotik.
  • Und ja, es zuckt und zackt überall, in der Wade, im Gleichgewicht, im Buch, in der Erinnerung, dem Gedanken, dem Hören usw. usf. – und das auch noch tausendfach, zugleich, nebeneinander, hintereinander –
  • … und von diesem Wirrwarr wird das festgehalten, was zugleich als Zeichen be-merkt wird.
    • “ .. wie jetzt schlaff, du spinnst wohl, jedes Mal, wenn ich das checke, ist es stabil!“
      • ja, durch das checken eben erst hervorgerufen
    • „Drücken? … nee!“
    • „Du, ich würde das jetzt nicht gerade schweben nennen, eher ein lockere Gefühl in Arm und Brust!“
  • nun, auch hier – sprechen wir darüber, dann ist alles schon durch Bild und Wort gegangen und trifft nicht das, was wir bezeichnen wollen – wir müssen uns halt verständlich machen, um gehört und verstanden zu werden (sorry dafür), aber
    • die Zeichen sind bereits das bezeichnete, unsere Wahrnehmung ist bereits das als Wahr genommene, unsere Aufmerksamkeit den Zeichen gegenüber ist bereits ein aufmerksam-geworden-sein –
      • ein Zeichen, dieses kleine Jucken da, in der Wade, ist allein dadurch ein Zeichen, da wir es bemerken, dieser Vorgang da in der Wade von uns als ein Vorgang bemerkt wird, und sich von anderen Vorgängen abgrenzt, da wir ihn mit unserem Aufmerksam werden als Zeiten bereits konstituieren.
        • andere mögliche Zeichen werden kein Zeichen, da wir sie schlicht nicht bezeichnen, die Zuckungen und Vorgänge drängen zwar nicht nach unserer Aufmerksamkeit – warum sollten sie – es gibt halt schlicht eine Lücke in unserer Aufmerksamkeit, in der sie auftauchen, da sie gerade in diesem Moment zuckten.
  • … und ist ein Zeichen eine Niederschrift, dann ist bereits hier die Pawlow´sche Klingel anzusetzen, die uns sabbern macht – bereits gesagt, mit der Klingel ist bereits ein gesamtes Universum für uns vorbereitet worden.

Ub (Unbewußtsein) ist die zweite Niederschrift, nach anderen, etwa Kausalbeziehungen angeordnet. Ub Spuren würden etwa Begriffserinnerungen entsprechen, ebenfalls dem Bewußtsein unzugänglich (B52).

(„was dem Signifikanten am nächsten kommt“; „… where jouissance is already subject to the phallic signifier but in which primary processes still rule“;  ”the subject is … an effect of the signifying chain, but never tied down to any stable content”.

  • da sind also Myriaden von W´s, von denen wir nichts wissen, , und ebenso viele Wz´ts, die wir im Vorübergehen bemerken und unbeachtet belassen, denen wir Aufmerksamkeit schenken, die uns stören, oder die wir wohl wollen – aber natürlich, sobald wir’s benennen, ist nichts mehr mit dem Zeichenzustand als Zeichen – oder gar als Verkehrszeichen, wenn wir bemerken, dass der Tanguer da vorne nicht die Spur hält, oder wir der Tanguera auf den Fuß getreten sind, oder wir ihren weichen Adorno einatmen.
  • und auch hier wieder, wir sagen es, benennen es, hier ist es geschrieben – damit wird etwas in Worten bezeichne et, was keiner Worte bedarf, um erlebe zu sein – hier ist eine Unterbrechung des Zeichenflows, der Gleichzeitigkeitsassoziation, bereits „Mord am Ding“.
    • „Schlaff halten“ —– am nächsten Tage auf der Couch der Analytikerin „… und dann hab ich direkt an meine Mutter gedacht, wie sie mich immer in den Arm genommen hat!“
    • „Klemmerst“ – Klammern, Klammer, Klemme, klamm, klamm erst (und dann warm??), klemm-erst (und lockere es dann??), Kämmer, Kämmerer, Lämmer, Hämmer – Das Unbewusste (ver-)nimmt ein Wort und macht damit alles mögliche – nicht, ohne dabei einer Regel zu unterliegen, eben der Begriffserinnerung und dem Ähnlichen – es verdichtet und verschiebt.
    • „Sanft“ —- „Oh wie schön du das sagst!“! —- „Weiber!“ (und es macht aus dem, was du sagst, das, was es hört, und es hört, das was ihm schon mal zugesprochen wurde,)
  • Und dein Schreiben und Dichten des Ub können Regeln, Gesetze, Anstand und Etikette nicht gleichgültiger sein – Hauptsache, es passt irgendwie und klingt gut – dem Primärprozess und Lustprinzip sei Dank.

Vb (Vorbewußtsein) ist die dritte Umschrift, an Wortvorstellungen gebunden, unserem offiziellen Ich entsprechend. Aus diesem Vb werden die Besetzungen nach gewissen Regeln bewußt, und zwar ist dieses sekundäre Denkbewußtsein ein, der Zeit nach nachträgliches, wahrscheinlich an die halluzinatorische Belebung von Wort-Vorstellungen geknüpft, so daß die Bewußtseinsneurone wieder Wahrnehmungsneurone und ansich ohne Gedächtnis wären.

(„…the official „I“, the secondary processes, and the logic discourse.“)

  • Ja klar, ich greife dann in meine Bilder (oh Mamma) und Wortbruckstücke (ich klemm erst) und meine Affekte (blödes Web) ein und mache sie fein – nach meinem Ideal-Ich, so wie ich gern gesehen werden möchte, und meinem Ich-Ideal, so wie ich es für richtige halte, so wie ich denke, dass es sich gehört!
    • und dann ist es auch richtig – wie im Herrendiskurs, dem Meister des Tango.
    • und dann sollte es auch nach bestem Wissen und Gewissen so sein – wie im universitär-akademischen Tango
    • und dann ist es mal so und mal so, so wie’s passt – wie im hysterischen Tango
  • … und ja, auch das ist eben nur eine Phantasie, eine Hallizunation – doch eine, dem allgemeinen Gesetz unterliegende, eine, die unsere und unserer aller Realität erst schaffst, die einen geordneten Tango möglich machen, und die Menschheit hat zum Mond fliegen lassen, ja, und auch Kampf und Krieg.

Ich will hervorheben, daß die aufeinander folgenden Niederschriften die psychische Leistung von sukzessiven Lebensepochen darstellet. An der Grenze von zwei solchen Epochen muß die Übersetzung des psychischen Materials erfolgen. (B52, es lohnt da zu lesen, auch wenn aus kulturell und analytisch alter Zeit, ab 187)

und dann …

Jede spätere Überschrift hemmt die frühere und leitet den Erregungsvorgang von ihr ab. Wo die spätere Überschrift fehlt, wird die Erregung nach den psychologischen Gesetzen erledigt, die für die frühere psychische Periode galten, und auf den Wegen, die damals zu Gebote standen. Es bleibt so ein Anachronismus bestehen, in einer gewissen Provinz gelten noch „Fueroi“ (draußen gebliebene, heraus liegende, äußerlich); es kommen „Überlebsel“ zustande.

  • Überlebsel: was aus alter zeit überlebend in jüngere oder gegenwärtige Verhältnisse hereinragt

Die Versagung der Übersetzung, das ist das, was klinisch „Verdrängung“ heißt (B52).

  • Dieser, genau dieser Paso kommt zustande, da all das, was nicht hingehört (Vb), all dass was n sucht passt (Ub), all das, was und nichts bezeichnet (Wz) keine Furore macht (Aufsehen, Raserei, höchste Begeisterung), sondern „fueori“ bleibt – diese „Überlebsel“ aber, schleichen sich ein, als Fehlhaltungen, Fehlhandlungen und Fehlleistung (die selbst wiederum nicht als solche erlebt werden müssen, keine Wz sind).

Der Paso ist ein mehrfach niedergeschriebener Rest aus einer Myriade aus Möglichkeiten – er ist unsere (Fehl-)Haltung, unsere Note – wir drücken uns darin aus, kommen darin zur Geltung!

  • Motiv derselben ist stets eine Unlustentbindung, die durch Übersetzung entstehen würde, als ob diese Unlust eine Denkstörung hervorriefe, die die Ubersetzungsarbeit nicht gestattet.
    • Gelingt der Paso so gibts Lust und Belohnung
    • Gelingt etwas am Paso nicht, so entsteht Unlust, eine Art Strafe.

Und von den Myriaden des Möglichen wollen wir nichts wissen – haben wir kein Wissen – können wir nicht wissen.

  • Aber
    • wir lernen – und wirken auf die Niederschriften unseres Vb ein,
    • einige analysieren – und wirken auf Niederschriften deren Ub ein – jedenfalls bestenfalls!
    • andere sind achtsam, und lernen auf sich zu hören, und hören dann auch Wz, die hörbar sind, wenn Ruhe ihnen Luft zum vernommen werden gegen wird.

Erfahrung, Erkenntnis und Achtsamkeit machen einen zunehmend entspannteren Paso!

Das ganze kann reduziert werden auf den gemeinsamen Kern:

This principle is known as the Hebbian learning rule (1): i.e., if interconnected neurons become active very close in time during a particular event, their connection strengthens and “a memory” of this event is formed (1). In other words, “neurons wire together, if they fire together” (2).

  • Wade, Schwanken, Abrazo, Schlaff, Becken, Ohr, Musik, Blick, kleiner Finger und und und – alles möglichst als Wz in und um sich beachten, Störungen bemerken und ausblenden — ja, und dann noch Lust/Unlust, Schön/unschön, Wut, Schuld, Freude usw. mögliches wissen, warum und zulassen, da sie dann nicht vorherrschend werden – is simpel…
    • Lernen, Üben, Tango tanzen – wird schon!

Am Besten“ sagt Freud am Ende seiner 52 Briefes „travailler sans raisonner“ – grundlos und ohne Begründung, nicht räsonierend, schließend, urteilend arbeiten

  • Das Organ schert sich einen Dreck um die Semiotik und lebt und zuckt (W) – die Wage!
  • Die Semiotik (Wz), das Zeichen, welches vom Organ ausgeht und irgend registriert wird, ist das Organ gleich, es steht für sich und ist offen dafür, Bedeutungsträger zu werden – die von der Wade ausgehende Sensation/Meldung
  • Die Erinnerungsspuren, Reminiszenzen an Beckensensationen, schmerzhaft, „mein Becken sieht gut aus“, die Berührungen, der Schlag auf den Po, Sex, aber auch das Schwimmbecken, Waschbecken, ja, und sogar Ähnlichkeiten wie Bücken, Recken, Stecken, Aushecken, Lecken, Bedecken usw. Alles ist im Ub miteinander vereinbar, da zeitnah, affektnah, bildnah, wortnah – und mit dem Zeichen kann gemacht werden was einem möglich ist.
  • Aber wir sind ja hier auf einer Milonga, und hier hat das Becken die Vb-Funktion in den Paso, in die Figur, in dieses Kleid, in diese Bewegung zu passen, und zwar anständig, anheizend, verstohlen oder demonstrativ oder eben versteckt, möglichst unbeachtet, usw. Und dem Zeichen werden die Bezeichnungen auferlegt, die zur Milongaetikette passen, die Prestige bringen, derer man sich nicht schämen muss – auch das wird schon damit erledigt, welches Kleid man auswählt.
  • wenn da nicht die zu betonte, ausladende Beckenstellung beim Paso, das verkrampfte nach hinten ziehen, die zu nahe Nähe, das verlängerte Wiegen, die zuckende Rhythmik, die bewegungsstarre … die Fehlleistungen wären – nicht nur des Beckens, überall kann das Zeug auftauchen.

Und bei aller Übung, Achtsamkeit, Technik und Kontrolle – die Tangohaltung, in Abrazo, Paso, und jeder Figur, sei sie noch so perfekt, noch so imperfekt, sie ist Ergebnis des gesamten Zusammenspiels und kommt uns als schlichter Paso – aus dem Nichts, auch wenn dieses Nichts nicht Nichts ist.

Das Reale: Was wir Dinge nennen sind Reste, die sich der Beurteilung entziehen (B 52). („Das Ding als Möglichkeitsbedingung des Psychismus liegt außerhalb des Bereichs des Imaginären und des Symbolischen. Da es dem Bereich des Realen zugehört, muß eine Begegnung mit dem Ding schockhaft sein, da sie weder imaginierbar symbolisierbar (beschreibbar oder repräsentierbar) ist.)

Das Symbolische: Die Sache ist das Wort des Dinges. Das Symbolische besteht aus Signifikanten, die zu Signifikaten in einer wohlgeordneten Beziehung stehen. Das Symbolische ist die Ordnung der Sprschr und des Diskurses, jedoch auch die Ordnung der Macht und des „Gesetzes des Vaters“ (Name-des-Vaters), welche wiederum selbst eine sprachliche Ordnung ist. Das Symbolische hängt insofern mit dem Begriff des großen Anderen zusammen. (Ub -Vb – B)

Das Imaginäre: Ein Sammelbegriff für alles „Bildhafte“ – W (Perzeption, Sensibilität, Zönästhesie Befinden) und Vb zu B (Realität, Mentales Modell, Repräsentation, Phantasie, Halluzination)

R: Es kreist das Reale in einer Art Ellipse (einer geschlossenen ovalen Kurve) – um etwas (Lacan 1975) – und dellt dabei in uns, beeindruckt (W) – oder, um es leichter verdaulich zu machen, es erregt unsere Sensorien und führt (sofort oder irgendwann) zur Abfuhr, von einem zuckenden Reflex, über einen Ausagieren (acting out) bis hin zum Fallenlassen, Herabstürzen und Niederkommen (passage to the act, auch hier) und natürlich auch über ein Handeln und Tun.

  • Dies, als roh Wahrgenommene, wird als ein Zeichen (Wz) wahrgenommen und drängt ins Bewusstsein (B) – wenn ohne Reizschutz (Freud, 1926, S. 240) dann schockhaft und traumatisch und jenseits aller nur erdenklichen Lust.

Gedächtnis, d. h. ganz allgemein die Fähigkeit, durch einmalige Vorgänge dauernd verändert zu werden (B 52) – in Wz, Ub und Vb – und als Reizschutz durchaus geeignet.

  • Es gibt also durchlässige (keinen Widerstand leistende und nichts retenierende) Neurone (W, B), die der Wahrnehmung dienen, und undurchlässige (mit Widerstand behaftete […]) Neurone, die Träger des Gedächtnisses, wahrscheinlich also der psychischen Vorgänge überhaupt sind (Wz, Ub, Vb). Ich will das erstere System von Neuronen fortan phi φ, das letztere psi Ψ  nennen (Briefe an Fliess, 1950).

Ein Wz ist bereit Effekt aus R, dem Ding an sich, und aus W, dem, was vom Ding in uns eindringt, eindringen kann, denn nur was durch den Reizschutz dringt – die Reiz- oder Wahrnehmungsschwelle übersteigt, wird als Zeichen wahrgenommen und als Zeichen memoriert, eingraviert – selbst wenn wir nicht wissen, das wir wissen – memoriert haben.

Und die Wz aus früher Kindheit machten hier bereits die Eingravierungen in die Tafel des Körpers, Einschreibungen und Schnitte, primäre Identifizierungen, die irgendwo in uns gespeichert sind – und dann vielfach überschrieben wurden, wie im Wunderblock angedacht (Freud, 1925).

  • Und was von alle dem stößt weiter unser Gedächtnis an, unsere Erinnerungen, Vorliebe, Neigungen, von denen wir Wissen (wenn es aus Vb in B dringt), eine Ahnung haben (wenn es in Vb wabert) oder nicht wissen (uns es in Ub seine Wirkung ausübt) – dringt, als WZ erlebt, nicht nur ins Bewusstsein, sondern geht in die zweite oder dann dritte Nieder- und Umschrift ein und nimmt dort ähnliches Wissen mit ins Bewusstsein – ah… so weis ich dann auch, nicht nur dass ih fühle, sondern auch was ich fühle – den verflixten schritt, dar nicht so will,
  • Und wie viele Zeichen in unserem Sensorium gibt es beim Lernen des Paso – eine Art Überflutung von Auge, Ohr, Muskeln, inneren Organen (W zu B) und Gedanken, Vorstellungen und Gefühlen (B zu W – und zurück) – ein ganzes Universum an Körperlichem, Geistigem, Persönlichem und Sozialem wird wachgerufen – und der schlauche Paso wird Ausdruck meiner Haltung.
  • Ach ja, und da ist noch eine Kleinigkeit, der (An-)Trieb, der nicht bewegt, mir die Energie, Kraft und Dynamik gibt, um zu … – und damit auch die Libido und mein Begehren, Begierde und mein Geniessen ins Spiel bringt.
    • und genau hier kommt der Andere (Tanguer) ins Spiel: Das Begehren ist, so Lacan, immer das Begehren des (großen) Anderen, d. h., es gehört nicht mir selbst. Vielmehr ist es sowohl das Begehrend des Anderen (im Sinne von: ich begehre jemand Anderen), als auch das Begehren des Anderen: Ich will wissen, was der Andere an mir begehrt. 
    • Mein Gehen – richtet es sich darauf hin, zum Ziel, etwa der Straßenbahn – zu kommen, brauch keinen Anderen, nur der Energie und Kraft, die ich in Bewegung umsetze.
    • Mein Paso – der immer schon auf den anderen Tangiere hin ausgerichtet ist, ist als solcher Druck meines. Begehrens und Geniessens – denn seine Libido, Energie und Dynamik ist die des Triebes und meiner Triebkräfte, es gäbe sie nicht, wenn es nicht den anderen gäbe, und insofern ist sie sexuell (lat. secare: schneidend, zerschneidend, abschneidend, durchtrennend, teilend, amputierend spaltend, also natürlich Genus und somit geschlechtlich.
      • Den Paso gibt es nur, da es dich gibt! Meine Libido – das Begehren, einen Paso zu begehen, gibt es nur wegen der beiden Tanguer(A)(O).
      • Die Kraft des Begehrens ist das A und O des Tango
  • Und da, an diesem Ort, im Wz, berühren sich R und S, haben sie ihre Überschneidungsmenge.

  • Und ja – um die Ellipse zu vervollständigen – es gibt dann noch die Entäußerung, die Aufhebung vielleicht Offenbarung (oder, simplifizierend, aber heute besser verständlich, die Motorik und Äußerung), dass hin zum R (oben links in der Abbildung). Nun, jedes Begehren bleibt dabei zwingend unerfüllt, denn es verschwindet im Moment seiner Erfüllung, hinterlässt einen Mangel im Anderen – Befriedigungen sind reine Reminiszenzen, Erinnerungen an Erinnerungen – wenn nicht da ein Rest bleibe, eine Mehrlust, ein Mehr-Geniessen (Plus-de jouir) – da, wo Kontakt doch möglich wäre -.

S: Es kreist das Symbolische in einer Art Ellipse (einer geschlossenen ovalen Kurve) – um etwas (Lacan 1975) – in mir, und doch im Auftrag das Anderen, in seiner Ordnung und Macht, die mir durch das Handeln, Sprechen und die Sprache gegeben wurde, und die mir lang Jahre fremd war, wie eine Fremdsprache, die ich mir aneignete und die ich, mein Ich, nun als meine erlebe, in der ich Zuhause bin, die ich bewohne, die ich bin. Die Sprache der Mütter und Väter, die sie in einer mehr oder minder geordneten Weise zu hören gaben und die aus mir das gemacht hat, was ich bin, mich konstituierte.

  • Was sich im Sprechen und Tun irgendwie als geordnet erwiesen hat, wurde als signifikant angenommen und gab mit die ihn mir meine, in mir repräsentiert Vorstellung von mir in der Welt, der Sache und der Bedeutung, den Sach- und Wortvorstellungen (mit Ub, aber durch aus noch in meinem Vb wabernd) und dann von mir überhaupt, das ich von mir weiß, besser zu wissen glaube (Freud, 2017).

Also mache ich meinen Paso im besten Wissen und Gewiesen, ohne dabei aber Einfluss darauf zu haben was is da nur.

  • Natürlich glaubt dabei jeder, ist überzeugt, dass er der Herr in seinem Haus ist, nur schaut sie euch an, wie sie sich drehen, taumeln, perfekt dahinscheiden, stolpert, sich quälen, glücklich aussehen, schwitzen, grimassieren usw.
    • … und ja, wie gut, wir sind eben keine Maschinen.

Doch warum greift das S, die Ordnung, nicht bis zur ersten Niederschrift, zum WZ?

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(Quellen: Aus den Anfängen der Psychoanalyse : Briefe an Wilhelm Fliess, Abhandlungen und Notizen aus den Jahren 1887-1902, https://archive.org/details/b3135287x/page/n5/mode/2up; Bernstein, N.A. (2020). Jouissance. A lacanian concept. New York: Sunny Press; BRIEFE AN WILHELM FLIESS, ABHANDLUNGEN UND NOTIZEN AUS DEN JAHREN 1887-1902. London: Imago Publishing, 1950 (Anhang 1 Entwurf ein er Psychologie); Julija Krupic ,Wire together, fire apart. Science357,974-975(2017).DOI:10.1126/science.aao4159; Freud, S. (1925). Notiz über den „Wunderblock” Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse,11(1):1-5 https://archive.org/details/InternationaleZeitschriftFuumlrPsychoanalyseXi.band1925Heft1/page/n9/mode/2up – s.a. https://www.joachimschmid.ch/docs/PTxFreudSigNotWunde.pdf; S. Freud: Notiz über den „Wunderblock“ (1925). In: Ders.: Studienausgabe, Bd.. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 363–370. S. Freud: Hemmung, Symptom und Angst (1926). In: Ders.: Studienausgabe, Bd. 6. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, S. 240. Freud, s. (2017). Eine Schwierigkeit der Psychoanalyse. In: Imago. Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften. Bd. V. S. 1–7. Lacan, J (1975; deutsch 2017Encore: The Seminar of Jacques Lacan, Book XX: On Feminine Sexuality, The Limits of Love and Knowledge, 1972-1973,  42-43.